Gerhard Buchegger |
|||
Seit ich denken kann, habe ich meinen Sommerurlaub in Italien verbracht. Mein Vater war bei den Österreichischen Bundesbahnen und da gab es einmal im Jahr für die ganze Familie eine Freifahrt ins benachbarte Ausland. Meist ging es nach Grado, das war der nächstgelegene Ort am Meer. Die Fahrt war also kostenlos, wir wohnten immer in billigen Privatquartieren, und für das tägliche Leben in Italien brauchten wir nicht mehr Geld als zu Hause. Denn das was dort teurer war, haben wir aus Österreich mitgenommen. Ich erinnere mich nur mehr an die Kartoffeln, aber es war sicher auch noch anderes. Wir waren immer ziemlich bepackt, was das oftmalige Umsteigen sehr mühsam machte. Da wir mit der Freikarte nicht alle Züge benutzen durften, ging viel Zeit verloren und es wurde dadurch eine ziemliche Weltreise. 15 Minuten Fußmarsch hatten wir von unserer Wohnung zum nächstgelegenen Bahnhof in Linz-Wegscheid zurückzulegen. Dann stiegen wir in den Personenzug von Linz-Wegscheid nach Linz-Hauptbahnhof. Dort mussten wir auf den Schnellzug nach Salzburg warten. In Salzburg gab es immer eine mehrstündige Pause. Meine Mutter bewachte das Gepäck, mein Vater ging mit mir zur Festung Hohensalzburg hinauf. Dann ging es weiter mit dem Schnellzug nach Villach. Der war, aus Deutschland kommend, schon immer total überfüllt, mehr als einen unbequemen Stehplatz gab es da nicht. Der Aufenthalt in Villach war immer besonders unangenehm, dort gab es nichts zu sehen, das Warten war öd. Nächstes Ziel war Udine. In dem Zug dorthin gab es immer Sitzplätze, und außerdem war man da schon in Italien. Das schönste Stück der Reise war dann von Udine mit dem Regionalzug nach Cervignano. Der war immer fast leer und donnerte mit großer Geschwindigkeit über die meist schnurgerade Strecke. Von Cervignano aus war es dann nur mehr ein kleines Stück mit dem Autobus. Da unser Quartier in Grado ein gutes Stück vom Busbahnhof entfernt war, gab es dann zum Abschluss nochmals einen rund 15-minütigen Fußmarsch mit dem schweren Gepäck. Als kleiner Bub fand ich das damals alles sehr anstrengend. Wenn ich aber so zurückblickend bedenke, dass ich wahrscheinlich fast nichts getragen habe und dazu noch sicher dauernd genervt habe, wann wir endlich da sein werden, bewundere ich meine Eltern sehr für die Geduld und Mühen, die sie auf sich genommen haben, damit wir drei Wochen in Italien am Meer sein konnten. Lange Zeit war ich daheim im Hof der Einzige, der ein paar Worte Italienisch konnte, der hölzerne Boccia-Kugeln besaß und damit auch umgehen konnte, und der mit 6 Jahren schon sehr gut schwimmen konnte. Heute ist es dagegen mit dem Auto ein Katzensprung. Rund fünf Stunden (bei wenig Verkehr etwas darunter, bei viel ein bisschen mehr) sind wir von Asten bis nach Porto Santa Margherita unterwegs, die Autobahn geht durchgehend von Asten bis San Stino die Livenza, und von dort sind es noch rund 20 Minuten auf der sehr gut ausgebauten Landstrasse. Den Stauzeiten weichen wir soweit wie möglich aus. Seit nunmehr 20 Jahren sind wir nun schon am gleichen Urlaubsort. Wahrscheinlich gibt es nicht viele Leute, die so etwas aushalten würden. Aber für mich ist das der erholsamste Urlaub, der mit dem Aussteigen aus dem Auto schon beginnt.
Mehr über Porto Santa Margherita gibt es auf der WebSite meiner Frau unter dem Thema "Reisegeschichten" zu lesen, durchaus als "Liebeserklärung" an unseren langjährigen Sommer-Urlaubsort an der oberen Adria zu verstehen. Hier ist der Link dazu.
|
Start/Briefmarken
|